„Das Niveau ist echt brutal“

Der Neuruppiner Christoph Pawlowski-Hegermann qualifiziert sich mit dem Berliner Yacht-Club für das Finale der Segel-Champions-League

Aus dem Brandenburger Kurier:

Neuruppin. Schützenhilfe aus Neuruppin bekam der Berliner Yacht-Club am Wochenende für die Qualifikation zum Finale der Segel-Champions-League, da seine beiden Skipper kurzfristig ausfielen. Christoph Pawlowski-Hegermann, Steuermann des Neuruppiner Bundesliga-Teams, wurde nominiert und konnte mit der erfahrenen Crew einen sensationellen Erfolg auf dem Wannsee einfahren und sich als bestes deutsches Team für das Finale der Segel-Champions-League in Travemünde qualifizieren. Die MAZ sprach mit dem 37-jährigen Neuruppiner, der eine eigene Physiotherapie-Praxis in der Fontanestadt leitet, über seine Eindrücke, das Niveau und die Ziele mit den Regatta-Seglern in der 1. Bundesliga.

Ein Neuruppiner in der Champions League – das hört sich gut an. Wie war dieses unverhoffte Erlebnis?

Christoph Pawlowski-Hegermann: Dieses Wochenende werde ich definitiv in besonderer Erinnerung behalten. Ich kam als Ersatz-Skipper zum Berliner Yacht-Club, am Ende des Events kannte dich aber jeder, weil du eben der Steuermann vom ausrichtenden Verein bist. Das hat auch die Freundschaft zum Berliner Verein noch einmal verstärkt.

Platz sieben und die Qualifikation für das Finale der Champions League in Travemünde. Wie zufrieden sind Sie?

Wir haben nach anfänglichen Abstimmungsfehlern und fehlender Konstanz zu Beginn im Endeffekt doch gerockt. In den 15 Rennen haben wir immer besser zu einem Rhythmus gefunden und da ich den Wannsee wie meine Westentasche kenne, ist am Ende auch das Ergebnis besser als ich es mir erträumt habe. Der siebte Platz ist grandios.

Was war anders als ein Bundesliga-Rennen mit den Regatta-Seglern Neuruppin?

Das Niveau ist echt brutal. In allen Booten, die vor uns gesegelt sind, waren Berufssegler an Bord. Da sind Leute dabei, die an den letzten drei Olympischen Spielen teilgenommen haben und unfassbar viel Erfahrung haben. Außerdem weiß ich ja noch nicht, wie das Niveau in der 1. Bundesliga sein wird, das werden wir als Aufsteiger in diesem Jahr erst noch erfahren. Es war aber definitiv eine gute Generalprobe für mich, die Starts waren zum Beispiel immer sehr taktisch geprägt.

Wie qualifiziert man sich überhaupt für die Champions League?

Das ist eigentlich ähnlich wie beim Fußball. Es gibt in vielen europäischen Ländern eine 1. Liga – und die vorderen Mannschaften, hier bei uns sind es die Top-Vier, sichern sich einen Startplatz für die Champions League. Dort gibt es dann Vorläufe und die besten Crews qualifizieren sich für das Finale.

Wie weit sind die Regatta-Segler Neuruppin von der Königsklasse des Segeln entfernt?

Noch sehr weit. Viele Vereine kaufen sich Top-Segler ein, um diesen dann Olympia-Kampagnen zu ermöglichen. Das sind dann Clubs mit über 1000 Mitgliedern und einem Background, den wir uns in Neuruppin noch nicht leisten können.

Würde der Ruppiner See als Austragungsort für die Bundesliga taugen?

Grundsätzlich ginge das. Es soll nicht nur auf höchstem Niveau gesegelt, sondern der Sport auch für den Zuschauer greifbar gemacht werden. Ob in Kiel oder Berlin – wir sind immer sehr nah an Land. Wir wurden sogar schon gefragt, ob wir Lust darauf hätten, die Infrastruktur lässt es aber noch nicht zu. Aber wer weiß, was die Zeit bringt – ich hoffe, dass der Verein so ein Highlight irgendwann realisieren möchte.

Wird es für Sie noch einen weiteren Einsatz in der Champions League geben? Vielleicht beim Finale im Juli?

Ich dürfte im Finale tatsächlich steuern, wenn ich denn möchte. Ich werde mir meine Gedanken machen, will den Stamm-Skippern aber nicht in die Parade fahren. Außerdem ist mein Terminkalender ohnehin voll, als Physiotherapeut verdiene ich mein Geld mit Anwesenheit, auch meine Familie soll nicht zu kurz kommen. Die Option gäbe es aber. und Marius Böttcher

Quellenangabe: Brandenburger Kurier vom 06.04.2023, Seite 19

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