Gelungene Restauration eines 100jährigen Kreuzers

Mehr als 100 Jahre nach seinem Stapellauf konnte am 18. August 2023 im RSC Neuruppin ein restaurierter „35er Nationaler Kreuzer“ feierlich zu Wasser gehen.

Henning Krentz sprach mit Dietrich Neuparth, einem der Protagonisten des Projektes.

Dietrich, Du gehörst zu den Männern der ersten Stunde. Erzähle doch bitte unseren Lesern, was es mit dem Boot auf sich hat.

Was ist es für ein Schiff, wie alt ist es, wer fand es wo, wie kam es zu Euch und in welchem Zustand?

Alte Schiffe haben es mir schon immer angetan. Diese Faszination teilte ich mit meinem Clubkameraden und Freund Egbert Simsons und wir träumten davon, irgendwann solch ein altes Schiff zu haben. So kam der Zufall gerade recht, als er 2012 auf eine Annonce stieß: ein 35er Nationaler Kreuzer Name „Dico II“, Bj. 1921 stand in Berlin Grünau zum Verkauf. Eine Rarität! Wir fuhren hin und fanden ein anfänglich restauriertes Schiff vor. Das Teakholzdeck war gelegt, die Kajüte ein Holzskelett, der Bootskörper mit Matte überzogen. Viel Arbeit, aber ein hübsches Schiff. Es war das, wovon wir träumten. Kurze Zeit später stand es in unserer großen Bootshalle.  

Wie ging es dann weiter? Wie lange habt Ihr gebaut? Was waren die größten Herausforderungen?

Der eigentliche Bau begann erst 10 Jahre später. Wir werkelten damals noch an einem alten 15er Jollenkreuzer, dessen Restaurierung uns intensiv in Anspruch nahm. Letztlich waren wir zwar Rentner mit einem scheinbar gutem Zeit Fond ausgestattet, aber doch lediglich Hobbybootsbauer. So stand das Schiff zunächst ziemlich verloren in der Halle, es musste noch warten. 

Der unerwartete Tod Egbert Simons, eines der Initiatoren des Projektes, hinterließ eine große Lücke und Mutlosigkeit. Wie habt Ihr das gemeistert?

Ja, es stand wirklich alles auf der Kippe, aber dann kam Ralf Grüneberg dazu. Inzwischen auch Rentner, brachte er neuen Schwung und Zeit mit. Wir gründeten eine Eignergemeinschaft und waren zukünftig fünf gleichgesinnte Enthusiasten.

Ralf Grüneberg, Harald Juhr, Stefan Knäpper, Dietrich Neuparth und Bodo Owczareck, alles RSC Mitglieder, brachten ab 2021 das Projekt zum erfolgreichen Abschluss.   

Nun nach all den Mühen schwimmt das Boot, der Werftschlag ist gemacht, die Taufe vollzogen. „Wind“ ist der stolze Name des Schiffes. Wie segelt es sich? 

Kaum war das Schiff im Wasser, der Mast gestellt, die Segel angeschlagen ging es auch schon los. Der erste Segelschlag war fantastisch. Das Boot läuft hervorragend, liegt super im Ruder und reagiert prima – unsere Erwartungen sind mehr als erfüllt.

Die traditionelle Langstreckenregatta war mit Sicherheit eine gute Gelegenheit das Schiff zu testen. Wie lief es und wie konnte „Wind“ sich platzieren?

Sehr gut. Schon der erste Test zur obligatorischen Mittwochsregatta lief mit einem vierten Platz besser als gedacht. Das wiederholte sich dann auch zur Langstreckenregatta mit einer Platzierung im vorderen Drittel. Da ist also noch Potenzial nach oben.

Das Boot ist ein Unikat und das älteste auf dem Ruppiner See. Deutschlandweit gibt es nur noch wenige Exemplare. Was sind Eure zukünftigen Ziele?

Zunächst wollen wir an allen regionalen Regatten teilnehmen. Wenn es dann die Finanzen hergeben, würden wir gern einen Trailer anschaffen und an Treffen Gleichgesinnter oder historischen Regatten teilnehmen. Holzboote sind Schiffe mit Charakter. Wir freuen uns Teil einer großen Fangemeinde zu sein. 

Henning Krentz

Bildunterschriften.

  1. Zustand nach Kauf 2012
  2. Die begnadeten Hobbybootsbauer
  3. Wind unter Segeln
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